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Störträger mit Selbstschutz-Störsender

Bild 1: Ein Selbstschutz-Störsender an der linken Tragfläche eines Tornados

Bild 1: Ein Selbstschutz-Störsender an der linken Tragfläche eines Tornados

Störträger mit Selbstschutz-Störsender

Ein Selbstschutz-Störsender ist ein meist in einer Außenlast (POD) untergebrachter Störsender, der von einem Flugzeug getragen wird, welches andere taktische Aufgaben erfüllen soll. Die Funktion einer Störung von gegnerischen Radargeräten ist nur eine Zweitfunktion zum Selbstschutz. Die Störquelle und das zu schützende Angriffsflugzeug haben die gleichen Koordinaten im Raum. Die Störung erfolgt damit in der Hauptkeule des Antennendiagamms und wird deswegen auch als „main lobe jamming“ bezeichnet. Die auf dem Radargerät sichtbare Störung hat somit die gleiche Richtung, wie das angreifende Flugzeug und bietet dem Radar somit eine Seitenwinkel- und gegebenenfalls auch eine Höhenwinkel-Information. Lediglich eine Entfernungsmessung wird durch die Störung erschwert.

Eine Entfernungsbestimmung kann auch durch Bi- oder Multilateration durch zwei oder mehrere Radargeräte aus unterschiedlichen Richtungen vorgenommen werden. Der taktische Vorteil für den Störträger besteht dann nur in einer zeitlichen Verzögerung der Koordinatenbestimmung. Nachteilig ist, dass die Störquelle selbst als Ziel von Abwehrraketen („home on jam mode“) genutzt werden kann. Um das zu verhindern, kann die Störquelle als Schlepplast hinterhergezogen werden, was jedoch die Manövrierfähigkeit des Flugzeuges beeinträchtigen kann.

Das Verhältnis von Störleistung zur Leistung des Echosignals ist das Verhältnis von der Größe des Echosignals (aus der Radargleichung) und der Größe der empfangenen Störleistung (nur Freiraumdämpfung der einfachen Entfernung). Alle anderen für eine Reichweite relevanten Parameter kürzen sich in diesem Verhältnis weg, da sie für beide HF-Quellen identisch sind. Somit verbleibt das Verhältnis der linearen (nicht in Dezibel) äquivalenten Strahlungsleistungen des Radarsenders und des Störsenders multipliziert mit 4πR² (als Rest aus der Freiraumdämpfung) und dividiert durch die effektive Reflexionsfläche σ des Störträgers.

eq (1) eq (1)

(1)

  • ERPJam = äquivalente Strahlungsleistung des Störsenders;
  • ERPRadar = äquivalente Strahlungsleistung des Radarsenders;
  • R = Entfernung Radar - Störträger [m]
Burn through range

Die Empfangsleistung des Echosignals ist proportional der 4. Wurzel der Entfernung, die Empfangsleistung des Störsignals nur aus der 2. Wurzel der Entfernung. Bei der Annäherung des Störträgers an das Radar verstärkt sich die Größe des Echosignals somit schneller als die Größe des Störsignals. Ab einer gewissen Entfernung kann das Echosignal größer als als das Störsignal werden und das Radar kann trotz Störung das Flugzeug erkennen und eine Entfernungsmessung durchführen. (Vorausgesetzt, das Störsignal treibt den Empfänger nicht in die Sättigung.) Der Abstand zwischen Radar und Flugzeug, ab dem die Ortung möglich ist, wird burn through range RBT genannt, das Zielzeichen „brennt sich durch“ die Störung durch.

eq (2) eq (2)

(2)

Diese Gleichung entsteht, wenn das Verhältnis J/S = 1 angenommen wird und die Gleichung (1) nach der Entfernung R umgestellt wird.

Escort Jamming

Bei Escort Jamming (ESJ) befindet sich ein Störträger (Escort Jammer) innerhalb des, oder dicht neben dem Angriffsverband in nur geringer Winkel- und/oder Entfernungsabweichung. Der Störträger befindet sich damit ebenfalls in der Hauptkeule des Antennendiagramms des Radars. Die Berechnungen von Störleistung zu Empfangsleistung J/S sowie der burn through range RBT werden nach den gleichen Regeln berechnet, wie bei einem Selbstschutz-Störsender.