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Passives Radar

Ein passives Radar verwendet keinen eigenen Sender, sondern Reflexionen von Ausstrahlungen bekannter Rundfunk-, Mobilfunk- oder ähnlicher konstant ausstrahlender Sender. Passive Radargeräte sind bistatische Radargeräte, deren Sender nicht kooperativ sind.

Jeder, der einmal in sehr ungüstiger Empfangslage mit schlechtem Fernsehempfang sein Fernsehbild mit einem Schatten oder gar doppelt gesehen hat, hat das Prinzip der passiven Ortung vielleicht unbewusst schon gesehen. Der Empfänger empfängt sowohl das direkte Signal als auch etwas verzögert ein reflektiertes Signal. Aus dem Laufzeitunterschied und den bekannten Positionen von Rundfunksender und Empfänger können Angaben über die Position des reflektierenden Gegenstandes errechnet werden.

Das erste passive Radargerät war im 2. Weltkrieg das deutsche Klein Heidelberg Parasit, welches die Ausstrahlungen des britischen Chain Home nutzte.

© Michal Pertzian
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slovakische „Tamara“ auf dem Basisfahrzeug „Tatra“

„Ramona“, „Tamara“ und „Vera“

Die tschechische Firma „TESLA“ entwickelte in den achtziger Jahren unter größter Geheimhaltung das passive Radar „Ramona“ und deren Nachfolgeversion „Tamara“ MCS-93. Mehrere Geräte befanden sich auch im Bestand der ehemaligen NVA der DDR. Deshalb konnten einige „Tamara“ in die Bundeswehr übernommen werden. Davon sind gerüchteweise sogar noch zwei Geräte in Betrieb, der Rest oder zumindest Teile davon liegen als musealer Schrott irgendwo unerkannt herum.

„Tamara“ ist ein rein passives Aufklärungsgerät und wurde durch tschechische Firmen zur „Vera“ weiterentwickelt. Das Arbeitsprinzip ist ganz einfach: Jedes moderne Flugzeug sendet typische Spektren von elektromagnetischen Wellen aus, die wie ein „Fingerabdruck“ in einer Datenbank in einem leistungsfähigen Rechner gespeichert sind. Dieses Spektrum wird von drei verschiedenen Orten aus empfangen und durch Messung und Vergleich der unterschiedlichen Laufzeiten wird der momentane Standort des Flugzeuges errechnet. Ebenso kann das Flugzeug durch fremde Radargeräte oder Rundfunk- und Fernsehsender angestrahlt werden. Diese Reflexionen können ebenso empfangen werden und verbessern die Genauigkeit der Ortung.

(K)ein Radar?

Ein echtes Radar ist „Vera“ eigentlich wirklich nicht. Jedoch die für Radargeräte so kennzeichnende Laufzeitmessung wird auch hier auch angewendet. Für Sekundärradargeräte wird dieser Begriff genau wegen dieser Laufzeitmessung und vor allem weil das Sekundärradargerät Flugkörper orten kann, ebenfalls verwendet. Für das Drehfunkfeuer TACAN z.B. wird der Begriff RADAR übrigens nicht benutzt, obwohl dieses zwar auch die Laufzeitmessung verwendet, aber Tacan als Navigationseinrichtung eben keine Flugkörper ortet.

Der Begriff „RADAR“ kann meines Erachtens also sehr wohl auf „Vera“ angewendet werden, auch wenn „Vera“ selbst keine Sender benötigt. „Vera“ ortet Flugzeuge auch mit Hilfe der Laufzeitmessung elektromagnetischer Wellen! (Die Firma gibt an, Zeitverzögerungen mit einer Genauigkeit von 100 ns, und das in einem Frequenzbereich von optional 0,1 bis 40 GHz messen zu können!) Damit ist es laut Definition halt eben doch ein Radargerät.